Auf dem Traumpfad von München nach Venedig

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Auf dem Traumpfad von München nach Venedig

Ankunft in Venedig - Thomas sitzt vor der Bucht. Im Hintergrund sind Gondeln

Reisen, wandern, allein sein – auf dem Traumpfad München-Venedig erlebe ich die ultimative Selbstfindungsreise! Begleitet mich auf meinem Live-Blog-Abenteuer durch atemberaubende Landschaften, kulturelle Entdeckungen und persönliche Herausforderungen. Folgt meinen Schritten auf dem Weg zu mir selbst und lasst euch von meinen Erlebnissen inspirieren!

Der Traumpfad München-Venedig ist eine berühmte Fernwanderstrecke, die insgesamt etwa 550 Kilometer lang ist – 21.670 Höhenmeter im Aufstieg und 21.740 Höhenmeter im Abstieg. Die Route führt durch mehrere Alpenregionen und bietet spektakuläre Aussichten auf majestätische Gipfel und wunderschöne Täler. Unterwegs durchquerst du auch malerische Dörfer und Städte und lernst die Kultur und Traditionen der Regionen kennen.

Tagesberichte

Tag 24: San Bartelomeo – Jesolo – Markusplatz Venedig (28.08.2020)

Mein Plan ging nicht auf. Ich habe verschlafen – Ursprünglich wollte ich gegen 5:30 bereits auf den Beinen sein und die ersten Meter gehen. Doch der letzte Tag war anstrengend und so bin ich erst gegen 6 Uhr aufgestanden. Die Morgenkühle habe ich verpasst. Daher entschied ich mich doch für ein ausgiebiges Frühstück. Dann also los – 7:12 Uhr – und schauen wie weit mich meine Füße heute tragen. Ich bin erstaunt wie schnell ich heute war. Mir kam es so vor als würde ich über die Straße schweben. Nach 19 km in 3 Stunden bin ich bereits in Musile du Piave angekommen.

Leben am Limit

Die letzten Etappen nach Venedig sind nicht gerade die Schönsten. Sie gehen viel über Straßen und es rasen Autos und LKWs haarscharf an einem vorbei. Zum Glück verlasse ich die Straße nach ein paar Kilometern und laufe auf dem Damm entlang weiter. Dafür gab es pralle Sonne anstatt Autogase. Auf dem Weg habe ich sogar zwei weitere Traumpfad-Gänger überholt. Sie sind am 27.7 in München gestartet und hatten sogar teilweise mit Schnee und Hagel zu tun. Da hatte ich ja Glück. Bisher bin ich nur einmal in den Regen gekommen – Ansonsten kam das Gewitter erst, als ich bereits auf den Hütten ankam. Nach 25 km und 4:10 Stunden bin ich im Örtchen Caposile angekommen. Mein Trinkvorat mit 1,5l ist aufgebraucht. Eine Dorfbewohnerin war so nett und füllte mir meine Trinkflasche auf. Um nicht erneut von Autos überfahren zu werden nehme ich einen Umweg über einen Fahrradweg in Kauf. Es war auch gefühlt schöner auf Schotter als auf Teer zu laufen. Zudem kam ich an einem Aussichtsturm vorbei und konnte zum ersten Mal das Meer erblicken. Nach 35 km in 5:40 Stunden bin ich in Jesolo gegen 13:45 Uhr angekommen. Dies war ursprünglich mein heutiges Ziel. Doch ich habe ja noch den halben Tag vor mir. Also lief ich weiter zum Strand von Jesolo. Nach 47 km und 7:45h war es so weit. Ich bin an der Adria angekommen. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ich bin so weit gegangen und dann bin ich endlich am Meer angekommen. Am Strand suchte ich mir eine schöne Stelle, die nicht so überlaufen ist und ging für 30 Minuten im Meer schwimmen. Eine nette Familie aus München füllte mir nochmal meine Trinkflasche auf und ich ging dann gestärkt weiter Richtung Ponta Sabbioni. Die Fährstation nach Venedig. Die letzten 1,5km bin ich mit meinen 14kg Rucksack noch bis zur Fähre gerannt, da ich sonst die Fähre verpasst hätte. 5 Minuten vor dem Ablegen bin ich angekommen und habe mir noch ein Ticket kaufen können. Ich kann’s kaum glauben nach 59 km bin ich auf der Fähre und bewege mich Richtung Venedig.

Den Tränen nah laufe ich die letzten Meter zum Markusplatz und dann geschah etwas, dass lässt sich kaum beschreiben. Ich fiel vor Emotionen zusammen. Tränen flossen und ich bin dankbar auf meinen Körper, auf meine mentale Stärke und auf meine Willenskraft so weit gegangen zu sein.

Über 580km und 24000hm auf – 25000hm ab haben mich meine Füße getragen. Zu Fuß von München nach Venedig.

60km – 70m auf – 60m ab – 9:50h reine Gehzeit

Tag 23: Tarzo – San Bartelomeo (27.08.2020)

Ohne Frühstück ging es für mich heute morgen gegen 7:15 Uhr los. Es stand viel auf dem Spiel – Wie schaffe ich es erneut eine Doppeletappe hinzulegen und wie umgehe ich die Mittagshitze. Nach knapp 2 Stunden bin ich dann auch zu meinen Rastplatz angekommen – Molinerto della croda. Eine sehr alte Mühle. Bevor ich dort ankam, ging es über Arfanta und deren Weinberge. So schön dort und ich hab ein paar Weintrauben verköstigt. Die extra Höhenmeter lohnen sich. Nach meiner Stärkung ging’s über die Teerstraße nach Refrontolo – City of Vino – Meinen ersten Espresso des Tages trank ich im Antica Osteria. Mit Koffein im Blut ging es weiter über die Teerstraßen und Weinbau-Gebieten der Region. Um die Teerstraßen auszublenden tat ich mir meine Stöpsel ins Ohr und hab Musik eingeschaltet – Wandermusik. So war das Laufen auf der Straße schon gleich viel angenehmer. Bei der Hitze sind meine Getränkevorräte schnell verbraucht – wobei sich da ideal eine Pause im Caffe Manuel in Collalto anbot. Mein zweiter Espresso und ein eisgekühltes Lemon Soda. Wasservorrat aufgefüllt ging es weiter Richtung Colfosco. Der Weg dorthin war sehr schön. Kurz nach Collalto bin ich durch eine Allee gelaufen und dann endlich wieder Feldwege und Bäume und haben mir Schatten geworfen. In Colfosco hab ich die Kirche besichtigt und mich abgekühlt. Am Damm ging es in der Mittagssonne weiter bis nach Ponte Della Priula – Mittagspause – Essen und Wasservorrat zum dritten Mal am Tag aufgefüllt. Erste Etappe geschafft und jetzt geht’s in die zweite Etappe bis nach San Bartelomeo. Hier lief ich überwiegend im Flussbett vom Piave- Fluss oder auf dem Damm. Am Ende ging es noch durch Weinbaugebiete und dann über die Straße bis zum Hotel Colombo in San Bartelomeo.

Mehr als ein Marathon

49km – 410m auf – 620m ab – 9:41h reine Gehzeit

Tag 22: Belluno – Rifugio Col Visentin – Tarzo (26.08.2020)

Energiegeladen ging es heute hinauf zum Rifugio Vol Visentin. Leider kam eine Nebel auf und mir blieb die Sicht zum Meer und zurück zu den Dolomiten verwehrt. Daher hab ich mich entschieden noch abzusteigen, aber nicht nur bis nach Revine, sondern noch ein ganzes Stück weiter bis nach Tarzo. Zwei Etappen am Stück.

Albergo Ai Pini – Tarzo

37 km – 1620m Aufstieg – 1710m Abstieg – 7:50h reine Gehzeit

Tag 21: Pausetag in Belluno (25.08.2020)

Die letzten 20 Tage haben mich Gipfel, Grate, Scharten, Bergseen, Bäche oder Flüsse begleitet. Die Alpen haben mich geprägt und ich bin jedes Mal aufs neue Glücklich einen Gipfel zu erklimmen. Es fühlt sich so toll an so hoch oben zu stehen. Die Nächte auf den Hütten sind malerisch. Bei klarer Sicht kann man die Sterne so toll beobachten und mit den Bergschatten die Sonne beim Untergehen zuzusehen ist so schön. Es geht ein Tag zu Ende und ein neuer Tag mit vielen neuen Momenten startet. Für mich hieß es heute Pausetag in Belluno. So bin ich noch gemeinsam bis 14 Uhr mit Jonas, Marius und Konstantin durch die Straßen geschlendert und haben noch Bianca, Lisa und Marius II auf einen Kaffee getroffen. Nun hieß es sich von allen zu verabschieden. Die drei Jungs gehen bereits heute auf den letzten Hügel und die zwei Mädels mit Marius II beenden die Alpenüberquerung in Belluno.

Wiedersehen

Das schöne an einem Pausetag ist, dass ich auch alte Wanderfreunde wiedersehe. Lena hat einige Etappen anders geplant als ich, so bin ich bereits einen Tag früher angekommen. Doch wir verabredeten uns für heute Abend in Belluno. Während ich mir die Straßen und Sehenswürdigkeiten von Belluno ansah und auf Lena im Park warte, kann ich meine ganzen Eindrücke der letzten Woche sammeln und verarbeiten.

Tag 20: Rifugio Pian de Fontana – Belluno (24.08.2020)

Ein letztes Mal mit den Jungs – Marius, Jonas und Konstantin. Unsere Wege werden sich ab Belluno trennen, denn für mich heißt es – Pausetag – Ja, richtig gehört. Ich werde auf meiner Reise einen Pausetag einlegen. Nicht wegen Ermüdung, sondern weil ich in Belluno die Alpenüberquerung abgeschlossen habe. Nach Belluno gibt es nur noch einen „kleinen“ Hügel, bevor es eben nach Venedig geht. Daher möchte ich mir die Zeit nehmen – die Überschreitung der Alpen und den Dolomiten – als Kapitel abzuschließen und die letzten Wochen zu verarbeiten. Außerdem möchte ich mir die Stadt ansehen – Sie soll mega schön sein. Nun zum eigentlichen Tag. Wir liefen heute gemeinsam die Klettersteigumgebung der Schiara. Der offizielle Weg geht über das Rifugio Furio Bianchet hinunter zur Bushaltestelle und dann mit dem Bus nach Belluno. Wir haben uns die letzten Tage immer wieder Alternativen angesehen, um eine Busfahrt zu vermeiden. So haben wir die Ostumgehung selbst kreiert. Zwar nicht der schönste Wanderweg, doch er ist ohne Bustransfer möglich. Zu Beginn unserer Planung waren es 38 km und 1800 Höhenmeter. Doch wir sind am Ende auf 32 km mit 1500 Höhenmeter gekommen. Der Abstieg nach Soffranco ging erst durch Wälder und dann über eine Teerstraße. Die Steine und Brücken waren im Wald sehr rutschig, da es am Vorabend erneut stark geregnet hat. Nach Soffranco sind wir weiter Richtung Longarone. Dort sind wir dann auf den 2019 errichteten Pfad Il Cammino delle Dolomiti angekommen. Diesen sind wir gefolgt bis Fortonga. Der Magen knurrt und wir sind in einer Pizzaria eingekehrt. Gestärkt ging es für 800m auf und neben der Bundesstraße weiter, bevor wir auf einen Wanderweg ankommen. Am Ende des Wanderswegs sind wir durch den kleinen Ort Polpet gelaufen und anschließend über den Rad- und Fußweg nach Safforze bis wir schließlich nordöstlich in unserer Unterkunft ankamen. Heute gibt es einmal Luxus. Unser Zimmer hat eine eigene Sauna und bestbewertete Restaurants sind fast ums Eck. Die Sauna ist natürlich optimal für uns Wanderer. Morgens geht’s dann in die Altstadt und dort genieße ich die Idylle und den italienischen Flair.

Tag 19: Rifugio B. Carestiato – Rifugio Pian de Fontana (23.08.2020)

Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage sind nicht gerade positiv. Es heißt also früh aufstehen um möglichst bald an der Pian de Fontana anzukommen um nicht am Gipfel auf 2400m in eine Gewitterwolke zu kommen. Der Wecker klingelt mich um 5:35 Uhr bereits aus den Federn. Yeah – Meine Klamotten sind alle ziemlich trocken geworden (aufgehängt im Zimmer). Rucksack gepackt und frisch gemacht ging es um 6:39 Uhr auf meine nächste Etappe. Es ging für mich erst einmal 45 Minuten bergab zum Passo Duran. Danach nochmal 2 Kilometer auf der Teerstraße entlang, bis ich endlich auf dem Wanderweg ankam. Gemütlich ging es durch Wälder, teils steil, bergauf. Bevor ich an den Dolomitenwände „klebe“. Als ich aus dem Wald hervor trat und auf dem Gestein weiter ging und den Blick in die Ferne schweife, kam ich bei mir selbst an. Es war so schön und himmlisch. Ich nahm mir noch einige Minuten auf einem Felsen Zeit zum Meditieren, bevor es in der Sonne – teils Schatten – weiter bergauf ging. Es wurde steiler, danach wieder flacher, bevor ich an einer Abzweigung zur Rifugio Sommariva al Pramperet ankam. Leider konnte ich nicht für einen Kaffee die 30 Minuten in Kauf nehmen, denn die Wolken über mir sehen ziemlich dunkel aus. Also noch einmal schnell einen Aufstieg auf 2400m hinnehmen. Doch während des Aufstieg zog innerhalb von 10 Minuten eine dicke Nebelwolke auf. Hoffentlich ist das keine Gewitterwolke in der ich mich befinde, dachte ich mir. Das Wetter hielt und ich konnte nochmal steil bergab steigen bis zur Pian de Fontana. Der Abend auf der Hütte war sehr unterhaltsam. Ich lernte neue Leute kennen und wir spielten gemeinsam „Arschloch“. Dabei tranken wir Wein und unterhielten uns ausgiebig. Angeheitert ging es für mich um 22:30 Uhr ins Bett um morgen rechtzeitig aufzustehen für eine lange Etappe bis nach Belluno. Den Schiara Klettersteig muss ich leider umgehen, da für morgen leider erneut Gewitter gemeldet sind und ich keine Kletterset-Ausrüstung mitführe. Ich werde den Klettersteig unbedingt noch zur Vollständigkeit nachholen!

Tag 18: Rifugio Tissi – Rifugio B. Carestiato (22.08.2020)

Nach der gestrigen anstrengenden Etappe habe ich extrem gut geschlafen und bin erst 10 Minuten vor dem Frühstück aufgestanden. Für mich ging es direkt zum Frühstück, bevor ich meine Sieben Sachen gepackt habe. Gegen 9 Uhr bin ich dann auf eine „ziemlich“ kurze Etappe aufgebrochen. Es ging heute zur Refugio B. Carestiato. Es ging entlang an der Civetta-Westwand bergab – Mitten durch eine große Schafherde. Endlich an der Refugio Vazzoler angekommen, konnte ich meine leere Trinkflasche nach 1:30h auffüllen – auf der Tissi Hütte gab es kein Trinkwasser zum auffüllen. 30 Minuten nach Vazzoler habe ich eine längere Essenspause eingelegt. Endlich mein Vorrat – ausreichend für gefühlt eine Woche – angebrochen. Nach der Pause ging es nochmal einmal 400 Höhenmeter bergauf, bevor es ziemlich eben zur Refugio Carestiato ging. Den letzten Schlafplatz erhalten, geduscht und den Wäscheservice genutzt. Während meine Wäsche gewaschen wird, sitze ich auf der Terrasse, lassen den Tag Revue passieren und trinke gemütlich Aperol. Als die Wäsche fertig war, hab ich sie noch außen auf der Leine aufgehängt. Nach 30 Minuten zog plötzlich ein unvorhersehbares Gewitter herbei. Schnell abgehängt und im Zimmer wieder aufgehängt. Zusammen mit Marius, Konstantin und Jonas Abend gegessen. Anschließend ging’s ins Bett um morgen rechtzeitig aufzustehen, um den vorhergesagten Regen bzw. Gewitter auszuweichen.

Tag 17: Rifugio Fedaia – Rifugio Tissi (21.08.2020)

Es ging früh los, denn ich möchte mein eigentliches Ziel – Alleghe – überspringen. Gegen 6:30 Uhr – ohne Frühstück – bin ich aufgebrochen. Dies war der unspektakulärste Weg den ich auf meiner Reise bisher gegangen bin. Erst ging es über Skipisten und dann auf bzw. neben der Straße. Außerdem war die Serrai Sottoguda Schlucht gesperrt. Sie wurde durch ein extremes Wetterphänomen 2018 komplett zerstört (Niederschlag und Sturm). Meine Wanderschuhe waren komplett durchnässt, als ich durch den Fluss durchgestapft bin. Daher bin ich auf Laufschuhe für den restlichen Weg umgestiegen. War sogar angenehmer auf Teer mit Laufschuhen zu gehen. Gegen 10:45 Uhr bin ich in Alleghe bereits angekommen. Im Supermarkt kaufe ich mir neuen Proviant und am Wochenmarkt mein Mittagessen. Natürlich komplett übertrieben – 2,5kg Zusatzgewicht – Brot, Aufstrich, Energieriegel und Obst. Bis 14:45 Uhr habe ich mir die Stadt angeschaut oder lag am „Strand“ um mich mental auf den steilen Anstieg zur Tissihütte vorzubereiten. Außerdem wollte ich mir die Mittagshitze beim steilen Anstieg ersparen. Am Nachmittag waren die Temperaturen weiterhin weit über 30 Grad und es ging über 1300 Höhenmeter auf einer kurzen Strecke von 7 km mit einer Steigung von bis zu 47 Grad bergauf. Für die Strecke habe ich noch einmal 2:30h benötigt. Erschöpft bin ich noch kurz auf den nebenstehenden Gipfel, bevor es zur Anmeldung auf der Rifugio Tissi geht. Die Hütte liegt direkt unterhalb des Civetta-Massivs. Unfassbar schöne Aussicht auf diese Wand. Diese Civetta-Westwand ist gut 1200m in der Vertikalen und 6 km in der Horizontalen.

Tag 16: Piz Boè – Rifugio Fedaia (20.08.2020)

Nach dem gestrigen Tag hab ich es heute entspannt angefangen. Um 5:40 bin ich für den Sonnenaufgang aufgestanden. Und dann ging die Sonne um 6:17 Uhr auf. Es ist kaum zu beschreiben, wie der Sonnenaufgang auf 3152m ist. Das Wetter war perfekt! Im Anschluss hab ich mir viel Zeit beim Sachen packen und beim Frühstück gelassen. Morgens noch einmal mit Michael und Nadine gequatscht und dann hab ich die Zeit auf der Terrasse verbracht. Ich wollte auf die anderen warten. Während ich wartete kamen immer mehr Menschen auf dem Piz Boè. Für mich war es schrecklich. Es ging eine Seilbahn auf der anderen Seite des Plateau hoch. Es sah aus wie eine Ameisen-Herde. Marius, Constantine und Jonas kamen gegen 11:15 Uhr an. Wir tranken zusammen ein Bier und um 12 Uhr begannen wir den Abstieg zum Fedaiasee. Wir sind gefühlt den Berg nach unten gesprintet um von der Menschenmenge weg zu kommen. Nach zwei Stunden Abstieg – 5km und 950 Höhenmeter – sind wir am Pordoi Joch angekommen. Zusammen haben wir Pizza gegessen und sind gemeinsam mit kaum Höhenmeter die letzten 10 km am Fedaiasee vorbei zur Rifugio Fedaia gelaufen. Meine heutige Unterkunft. Das 3-Gänge Abendessen war vorzüglich. Gut gestärkt und mit einem Wein klingen wir den Abend aus um morgen den Weg Richtung Alleghe und Tissihütte zu gehen.

Tag 15: Schlüterhütte – Rifugio Capanna Piz Fassa – Piz Boè (19.08.2020)

Alles kommt anders! Letzte Nacht hat es geregnet und die warme Luft war morgens sehr frisch. Nach dem letzten gemeinsamen Frühstück mit Lena, Tali, Marius, Jonas und Constantine starte ich gegen 8 Uhr alleine auf den Weg zur Pisciadu Hütte. Es hat ungefähr 5 Grad und ich bin trotzdem mit kurzer Hose, Shirt, Cap und Sonnenbrille gestartet – Beim Wandern wird es mir schon warm. Der Anfang war gemütlich zum reinkommen. Es war ein schöner Wanderweg bis zum Anstieg zur Roa-Scharte 2610m – Nach bereits 1:35h bin ich über die Scharte (ausgeschildert 2:45). Wow – was für ein Zeitvorsprung. Anscheinend tragen mich meine Beine heute extrem weit. Der Aufstieg dort hoch war rutschig auf dem Geröll. Als nächstes kam die Nives-Scharte. Hier habe ich extrem Respekt. Ich bin alleine und es geht teilweise senkrecht nach unten. Wenn ich jetzt ausrutsche, dann wär‘ es für mich vorbei. Also hab ich die 3-Punkt-Methode angewendet – immer nur eine Hand oder Fuß lösen. Nach 2h bin ich auf dem Plateau oben angekommen. Die Aussicht ist gigantisch und die Dolomiten sind komplett anders wie die Alpen bei uns. Gerade Wände stampfen aus dem Boden, Saftige Weiden. Einfach traumhaft hier zu sein. Auf dem Plateau bin ich den Absacker zum Piz Duleda 2909m gegangen. Wieder schneller als die Beschilderung. Dafür hab ich mir auf dem Gipfel 30 Minuten Zeit gelassen und einen Brief von Lena gelesen. Als ich unten ankam, hab ich die drei Jungs getroffen. Kurz gequasselt, ging es für mich weiter Richtung Puez Hütte. Touris ohne Ende – 2 Helikopter Einsätze usw. Für meinen Weg nicht sehr schön, aber da muss ich durch. Zum Glück ist diese Hütte nicht mein Tagesziel. Die erste Brotzeit gab es für mich am Ciampaijoch. Mir fehlen fast die Worte, wie ich den Weg in den Dolomiten bis zum Grödner Joch beschreiben soll. Felswände, Gipfel und Menschen soweit das Auge reicht. Schlimm ist es wieder am Grödner Joch geworden. Seilbahnen, Autos, Massentourismus – Kein schöner Anblick für einen Fernwanderer. Zum Glück war dies auch nicht mein Ziel. Der Aufstieg zur Pisciadu Hütte fing gemütlich an und ist immer steiler geworden. Der Gegenverkehr wurde immer mehr – Zeitlich nicht die beste Idee dort noch aufzusteigen. Kletterer, Wanderer kamen von oben herunter und ich konnte als einziger Aufsteiger ständig warten. Endlich angekommen hab ich mich erstmal mit Spaghetti Bolognese gestärkt. Leider waren alle Schlafplätze voll und zum Biwakieren war es mir auf den Felsen zu ungemütlich. Es war auch erst 16 Uhr also beschloss ich, noch eine Etappe dran zu hängen. Ich steig nochmal über 600 Höhenmeter auf bis zum Piz Boè. Auf dem Weg nach oben bin ich falsch abgebogen und stand plötzlich vor einen Klettersteig. Also zurück und eine andere Route suchen. Nach zusätzlichen 1:50h bin ich oben um 19 Uhr angekommen. Das Wetter war spitze. Ich habe den höchsten Punkt meiner Reise erreicht und als glücklicher hab ich den letzten Schlafplatz ergattert, weil eine Person nicht kam und auch seine Kaution nicht bezahlte. Der Piz Boè ist mit seinen 3152m der höchste Gipfel der Sella-Gruppe. Zum Erfolg meiner Doppeletappe genieße ich ein kühles Weizen und einen Gipfel-Schnaps mir zwei weiteren Wanderer – Michael und Nadine. Die beiden haben mich in ihrer Runde warmherzig aufgenommen und waren von meiner Tagestour überwältigt. Selbst ich bin erstaunt, dass mein Körper mich so weit und lang getragen hat. Auf der Uhr hatte ich heute 28km 2350hm auf 1580hm ab in einer Zeit von 7:50h Gehzeit (8:00-19:00)

Tag 14: Kreuzwiesen Alm – Schlüterhütte (18.08.2020)

Endlich in den Dolomiten

Gegen 8:10 Uhr verlasse ich die wunderschöne Kreuzwiesen Alm hinauf in Richtung Jakobsstöckl. Nach kurzer Zeit erreiche ich über einen kleinen Umweg den Gipfel des Monte Campiglio 2190m. Ein eiskalter Wind schweift über meinen Kopf – Unter mir ein Wolkenmeer und dir Gipfelspitzen scheinen empor. Im Norden sehe ich zum letzten Mal die Zillertaler Alpen und im Osten die dominanten Dolomiten. Sie werden mich die nächste Zeit lange begleiten. Den ganzen Tag über höre ich immer wieder Kuhglocken und sehe Kühe, die auf den saftigen Wiesen grasen. Mein Weg führt am Jakobsstöckl vorbei über die Wieseralm und das Glittner Joch. Am Lüsener Joch mache ich eine lange Tour hinauf zum Maurerberg 2332m – Umweg über Ju da Val zum Maurer Berg um mehr Zeit für mich zu haben. (Nur gehen, wer ausreichend Kraftreserven hat! Ansonsten Fahrweg zur Maurerberg Hütte gehen). Den ganzen Tag über laufe ich den mächtigen und dominanten Peitlerkofel entgegen. Die Zivilisation erreicht mich wieder am Würzjoch daher schnell weiter Richtung Peitlerscharte. Oben ankommen reicht es zeitlich leider nicht mehr für einen Abstecher auf den Peitlerkofel. Es kommen graue Wolken und ich muss noch zur Schlüterhütte laufen. Dort angekommen, kam die Sonne wieder raus. Ich habe ich mich auf die Wiese gelegt und 30 Minuten meditiert. Abends traf ich die anderen wieder und wir haben zusammen den Tag ausklingen lassen.

Tag 13: Pfunders – Kreuzwiesen Alm (17.08.2020)

Das erste Gewitter hat mich an Tag 13 erwischt. Heute war das Frühstücksbuffet erst nach 7:30 möglich und so konnte ich erst später los laufen. Der Bus ins Tal kommt für mich nicht in Frage – ich möchte zu Fuß die Alpen überqueren. Nach 30 Minuten hat mich doch das erste Gewitter erreicht und ich war mit Laufschuhen pitsch nass. Von jetzt auf gleich hat es einen starken Duscher gegeben. Wie es der Zufall wollte, war 50 Meter vor mir ein Unterstand. Drunter gestellt, Regenhülle über’n Rucksack gezogen, Regenjacke angezogen und das Beste: Regenschirm ausgepackt. Hat sich also doch gelohnt alles mitzuschleppen. Angezogen bin ich weiter bis nach Weitental auf der Teerstraße gelaufen. In Weitental vorbei an der St. Thomas Kirche und danach ging es über einen Wanderweg bis Niedervintl weiter. Endlich ein Supermarkt und eine Bank – Geld abgehoben und Lebensmittel eingekauft. Nach dem Regen kam das Tropenwetter. Laufschuhe und Socken waren komplett durchnässt – Shirt komplett nass geschwitzt. Nach dem Tal ging’s nur noch bergauf durch den Wald bis zur Roner Alm. Ich war heil froh und das erste Mal außer Puste. Vermutlich hat mich dieses schwüle Wetter so zu schaffen gemacht. Platz auf der Sonnenterrasse gesucht und direkt bestellt: Hefelimo (Russ’n), Espresso und direkt noch einen Erdbeerrolle (Kuchen). Mein Zuckervorrat ist wieder aufgefüllt und es kann weiter gehen. Oh je – Dunkle Wolken ziehen heran und es sind noch 6 km bis zur Kreuzwiesen Alm. Nach 20 Minuten gab’s bereits den ersten Blitz und direkt danach einen lauten Donner. Oh Gott – hoffentlich nicht das zweite Gewitter an einem Tag, dachte ich mir. Erneut habe ich meine Regenjacke angezogen und die Regenhülle drüber gezogen und den Eilschritt eingeschaltet. Nach 1:20h bin ich an der Kreuzwiesen Alm angekommen und direkt danach hat es zu Regnen angefangen – Das Glück ist mit mir. Geduscht, Wäsche gewaschen und dann geht’s mit dem Aperol trinken zusammen mit Tali, Lena und Marius los. Beim Abendessen haben wir gemeinsam noch Wein getrunken und ich hab mich sehr gut gestärkt. Als Vorspeise gab es einen großen gemischten Salat. Als Hauptspeise: Bergsteigeromelette mir Almkäse, Schinken und Tomaten. Da mir das immer noch nicht gereicht hat, hab ich mir noch einen großen Schokoladenkuchen mit viel Sahne gegönnt und vom Marius seinen Hüttenmakkaroni probiert. Ob ich wohl auf der Tour noch zunehmen werde…
25,3km – 1310m auf – 620m ab – 5:54h Gehzeit

Tag 12: Pfitscherjoch-Haus – Pfunders Brugger (16.08.2020)

Ausgiebig gefrühstückt und eine kleine Brotzeit mitgenommen. Es geht für mich heute vom Pfitscherjoch-Haus nach Pfunders über die Gliderschartl und dem Grindlberger See. Bevor ich jedoch den Aufstieg zur Gliderschartl beginne muss ich erst einmal 600m absteigen.

Griesscharte ungleich Gliderschartl

Ich laufe ja gerne Umwege. Durch meine ganzen Umplanung gestern habe ich keine genaue Route für heute. Als ich absteige stand immer wieder der Ort „Stein“ aus. Diesen wollte ich umgehen. Als ich einige Höhenmeter abgestiegen bin stand „Griesscharte“ ausgeschrieben. Ich dachte dort muss ich rauf. Nach 30 Minuten Aufstieg hab ich doch einmal die Komoot Map geöffnet und gesehen, dass ich komplett falsch bin. Über die Griesscharte geht es wieder zurück nach Tirol. Also den Weg wieder zurück und dann erneut bergab bis zu einem Parkplatz. Endlich bin ich auf dem richtigen Weg und ich laufe über den Pfitscher Bach. Der Weg hinauf zur Gliderschartl war etwas zugewachsen. Es war schwer den Weg zu finden. Doch nach drei Stunden bin ich oben angekommen. Der Wind wehte kräftig und von der anderen Seite stieg Nebel auf. Ich bin etwas abgestiegen um windgeschützt meine Brotzeit zu essen. Ab jetzt geht es bis nach Pfunders nur noch bergab. Kurz nach der Brotzeit habe ich nochmal am Grindlberger See eine Pause gemacht und die Idylle auf mich wirken lassen.

Meditation in den Bergen

Der Abstieg war entspannt und es gab neben den Weg einen tollen Felsen. Ich krachsel hinauf und mediere 15 Minuten. Ich höre den Bach zu und fühle mich als wäre ich bereits in Venedig angekommen und höre das Wellenrauschen am Meer.

Pausen ohne Ende – Es kam die „Obere Engbergalm“ – Sehr freundlich. Ich nahm einen selbstgemachten Holunderblütensaft und füllte meine Trinkflasche auf. Jetzt wollte ich nur noch ankommen und bin bis nach Pfunders durch gelaufen, vorbei am Kreuzweg mit 14 Stationen. Meine Tour war nach 7,5h (5:56h Gehzeit) beendet – 21,7km – 960 auf – 2050 ab.

Tag 11: Dominikus Hütte – Pfitscherjoch-Haus (15.08.2020)

Für heute hatte ich verschiedene Routenplanungen. Die Längste war von der Dominikus Hütte bis nach Pfunders – 28km und 4000hm. Zwischen durch gibt es keinen Unterschlupf und das Wetter war unbeständig. Als Alternative war die Hochfeilerhütte oder das Pfitscherjoch-Haus. Da das Pfitscherjoch-Haus direkt auf der Route für Pfunders liegt, habe ich mich dafür entschieden. Die direkte Route dorthin dauert mit meinen Tempo nur zwei Stunden – Dafür will ich doch nicht die Wanderschuhe anziehen. Daher entschloss ich mich über einen Umweg dorthin zu wandern.

Ausgeschlafen nahm ich das Frühstücksbuffet das erste Mal ausgiebig war. Ich war bis halb 8 beim Frühstück und hab mich mit Heiko super unterhalten. Er hat sich seinem Lebenstraum vor 11 Jahren erfüllt und mit seiner Familie diese Hütte gekauft, renoviert und gemütlich eingerichtet. Seine Gastfreundlichkeit und Humor sind erste Sahne. Der Abstieg dort runter über die Friesenbergscharte ist nur zu empfehlen. KEINE Massenabfertigung! Familiär und ein toller Blick auf den Schlegeissee.

Nach dem Frühstück bin ich auf dem Staudamm entlang gegangen und hab mich auf die kurze Route mental vorbereitet. Die Wolken waren tief – Kommt heute überhaupt die Sonne durch? Und sie kam. Nach 20 Minuten geht es rechts den Berg hoch Richtung Olpererhütte – mein Umweg. Auf dem Schild steht 1,5h – Ich war bereits nach gut 1:10h oben. Auf dem Weg bin ich an den ganzen Touris mit Jeans und Turnschuhen vorbei „gesprintet“. Ein bisschen unheimlich, auf einen matschigen, rutschigen und steinigen Weg die Touris zu sehen. Den Touri-Hotspot – Hängebrücke mit Blick auf den See – habe ich ausgelassen. In der Hütte trank ich einen Kaffee und Bergsteigergetränk (Orangenlimonade). Im Nebel versunken geht es über Steintreppen, Geröll und Wasserfällen entlang bis zum Pfitscherjoch. Ich habe die Grenze nach Südtirol erreicht. Gute 200m danach kommt meine Unterkunft – Das Pfitscherjoch-Haus. Auf dem Weg kamen Bergziegen zum Streicheln vorbei. Bevor ich die Grenze erreichte kam die Sonne heraus und ich habe noch einmal 15 Minuten auf einen großen Steinfels den Tag reflektiert. Der Tag war mit 4,5 Stunden Gehzeit und 15km ziemlich kurz, jedoch spannend und die Vorfreude auf Morgen ist gestiegen.

Tag 10: Tuxer-Joch-Haus – Dominikus Hütte (14.08.2020)

So schlecht hab ich noch nie auf meinen Traumpfad geschlafen. Der Lagerplatz war mehr als unangenehm. Gefühlt auf dem Brett geschlafen – Meine Hüftknochen werden es mir heimzahlen. Jede Stunde aufgewacht. Sobald ich mich im Bett um gedreht habe, oder jemand aufs Klo ging, haben die Dielen geknarzt und die Stockbetten gewackelt.

Meine Empfehlung: Wer früh genug ankommt und sich noch fit fühlt, der sollte weiter gehen und die nächste Etappe dran hängen – Sportlich aber machbar.

So, nun zur eigentlichen Etappe. Heute bin ich vom Tuxer-Joch-Haus bereits gegen 5:30 Uhr gestartet um vor dem vorhergesagten Gewitter über die Friesenbergscharte zu kommen. So vermeide ich eine Gondel- und Busfahrt um ins nächste Tal zu gelangen. Erst geht es gute 100hm bergab, bevor es bergauf in Richtung Hintertuxer Gletscher und zum Spannnagelhaus geht. Vom tiefsten Punkt dieser Etappe bis zum Höchsten sind es 700hm zu bewältigen. Beim Aufstieg sehe ich auf die gefrorene Wand und den Skizirkus von dem Hintertuxer Gletscher. Nach circa 2 Stunden erreiche ich bereits die Friesenbergscharte 2904m. Ich bin viel schneller als die geplante Zeit – bereits knapp 2h Vorsprung. Nun erreiche ich die Zillertaler Alpen. Das Wetter hält und ich kann nach dem schwierigen Abstieg von der Scharte eine Pause auf einem Felsblock einlegen. Ich schaue in die Ferne und lasse das Tuxer Gebirge hinter mir. Inne halten und die Zeit genießen. Es tut so gut, einfach dort zu liegen und die Umgebung auf mich wirken zu lassen. Mein Umweg zum Friesenberghaus hat sich mega gelohnt. Vor allem der kurze Abstecher zum Petersköpfl 2679m. Auf dem Petersköpfl komme ich mir fast wie bei Stonehenge vor. Überall sind Steinmännchen – so weit das Auge reicht – und eine kleine Steinburg gebaut. Die Bedienung auf dem Friesenberghaus – einfach Klasse! Empfehlenswert für Vegetarier und Veganer. Hier werden die Lebensmittel noch mir dem Helikopter eingeflogen – Ein Fahrweg gibt es nicht. Die Preise sind sogar günstiger als auf dem Tuxer-Joch-Haus, obwohl dort ein Transport per Auto möglich ist! Natürlich gab es für mich auch eine kleine Stärkung: Bananenbrot, Ameretto-Mandel Kuchen, Cappuccino und Kaffee mit Soja Milch. Na gut, Lena hat mich beim Essen unterstützt. Der Abstieg zur Dominikus Hütte war sehr abwechslungsreich. Doch fast hätte uns eine schwarze Kuh mit Hörnern den Abstieg verweigert. Die Kuh stellte sich auf dem einzigen Weg. Links ging es steil bergab. Sie wollte ihr Kalb beschützen. Wir warteten und sind vorsichtig in ihre Richtung gelaufen. Zum Glück drehte sie um und wir sind vorbei gekommen. Wow – der Blick auf den Schlegeissee. Traumhaft! Idyllisch liegt der Stausee – umzingelt von Bergen – als wäre er schon immer hier. Ankunft an der Dominikus Hütte war gegen 14:30 Uhr. Heiko und sein Team haben mich herzlich empfangen und dieser Service ist erste Klasse. Besser als auf der überlaufenen Olperer Hütte. Highlight hier: Meine Wäsche wird endlich wieder richtig gewaschen (Kostenloser Wäscheservice!). Es gibt heiße Duschen und der Ausblick auf dem See ist überragend. Ich freue mich schon aufs Abendessen und aufs morgige Frühstück.

Tag 9: Lizumer Hütte – Tuxer-Joch-Haus (13.08.2020)

Noch 20 Tage nach Venedig heißt es auf dem Wegweiser. Doch erstmal nehme ich Abschied von der Lizumer Hütte, dem Klasse Team mit überragenden Frühstücksbuffet und vom Karwendel. Ab dem Geierjoch beherschen die Zillertaler Alpen meinen Traumpfad. Tobi, der Wirt, hat mich über anstehende Gewitter gewarnt, weshalb ich zeitig aufbrach und auf dem Weg kaum Pause eingelegt habe. Heute war auch nicht das tollste Wetter. Ich habe geschwitzt, gefroren und wieder geschwitzt. Der Wind war eisig Kalt und ich habe zum ersten Mal meinen Windbreaker aus dem Rucksack geholt. Für ein Baden im Jungsee war es mir zu kalt und ich bin dort weiter bis zur Geschützspitze gelaufen. Dort oben habe ich mir zwei Bruschetta Brote geschmiert – Mein Einkauf aus Hall. Gestärkt geht es weiter ins Weitental und zum Wasserfall. Ich hatte richtig Glück – Denn als ich am Wasserfall ankam, kam die Sonne hervor und ich habe mich 45 Minuten ausgeruht, meine Füße ins Wasser gestellt und einfach in der Wiese gelegen um über meine erste Woche nachzudenken. Sie war unglaublich abwechselnd. Ich habe viele neue Persönlichkeiten kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Es wurde frisch. Bergschuhe am Rucksack befestigt und dann schnürte ich meine Laufschuhe und bin den letzten Anstieg in 30 Minuten zum Tuxer-Joch-Haus zügig hochgelaufen. Angekommen bin ich dann bereits gegen 14 Uhr. Hätte ich gestern Abend nicht noch spontan einen Schlafplatz gebucht, wäre ich bereits heute noch über die Friesenbergscharte gestiegen. Denn morgen soll es mit dem Gewitter sehr gefährlich werden. Aber wir werden sehen, wie das Wetter morgen wird. Erstmal frisch machen, umziehen und dann noch an das nahegelegenen Wasserbecken (oder See) mit Badehose und Flip-Flops gelaufen und in einer Wiese eine kurze Yoga Einheit gemacht.

Da ist mir doch gleich der Appetit vergangen – Sowas hab ich noch nicht erlebt. Bei der Anmeldung habe ich als Hauptgericht Nudeln mit Lende und Champignonsoße bestellt. Ich bekam ein anderes Gericht. Ich habe höflich – wie ich immer bin – der Wirtin mitgeteilt, dass ich ein anderes Gericht bestellt habe. Sie ist daraufhin Wortlaut geworden und schiebt die Schuld auf mich und der Wortschatz war auch nicht die feine Art. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich die nächste Etappe bereits auch noch gegangen – Zumindest ein Teilstück. Dafür waren die Unterhaltungen am Tisch umso besser und jetzt geht es früh schlafen, um bei hoffentlich guten Wetter über die Friesenbergscharte zur wundervollen Dominikus Hütte abzusteigen.

Tag 8: Glungezer Hütte – Lizumer Hütte (12.08.2020)

Die letzte Nacht war sehr wechselhaft in der Biwakschachtel bei der Glungezer Hütte. Zu Beginn waren die Temperatur wie in einer Sauna – Die Sonne hat tagsüber die Schachtel sehr erhitzt. Wir haben dann zum Schlafen die Tür offen gelassen. Als ich gegen 3 Uhr aufgewacht bin, hat es mich sogar ein bissl gefroren. Das erste mal Buffet beim Frühstück und es reichte mir den ganze Tag. Heute steht der Seven TuXer Summit an. Ich besteige sieben Gipfel an einem Tag. Am Ende waren es sogar Acht.

  • Glungezer 2677m
  • Gamslauer Spitze 2681m
  • Kreuzjöchl
  • Kreuzspitze 2746m
  • Rosensjoch 2798m
  • Grünbergspitze 2790m
  • Grafmartspitze 2720m
  • Naviser Jöchl 2479m
  • Naviser Sonnenspitze 2620m
  • Mölsjoch

Da es mir heute noch nicht zuviel war, entschloss ich noch die letzten Kilometer zur Lizumer Hütte zu joggen. Als ich auf der Forststraße ankam, habe ich meine Bergschuhe gegen meine Laufschuhe ausgetauscht und bin den Berg mit Rucksack und Bergschuhe in der Hand hinunter gesprintet. Das letzte Stück ging noch über Felder und Wiesen hinüber zur Hütte. Am Ende war ich sogar vor allen anderen angekommen, obwohl ich einen Umweg über den achten Gipfel – Naviser Sonnenspitze – gegangen bin. Der Wirt Tobi ist eine sehr nette Person. Er hat uns die Betten zugeteilt, sowie uns nach dem Abendessen etwas über seinen Lebenslauf und wie er auf die Hütte kam erzählt. Zum Essen gab es für mich wieder das Bergsteiger – Nudeln mit Bolognese – und
Rum-Kokos-Kuchen.

Tag 7: Hallaranger Alm – Glungezer Hütte (11.08.2020)

Es kann kaum schwieriger als gestern werden, dachte ich mir und es wurde schlimmer. Das Frühstück war für 10€ ziemlich wenig. 2 Scheiben Brot mit bissl Rührei und Speck. Dazu ein Känchen Tee. Dies war mein Essen bis zur Glungezer Hütte. Ok, gut – ein Vanilleeis mit Himbeeren und einen Energieriegel hab ich mir noch auf dem Weg gegönnt. Nach dem gestrigen Gewitter war es sehr frisch auf der Alm. Gegen 7:50 sind wir gemeinsam gestartet und haben bereits den ersten Anstieg vor uns. Wir gehen übers Lafatscher Jöchl hinab zu den Herrenhäusern. Dies waren Unterkünfte für die vielen Salzbergwerk Stollen – Hall im Tirol ist für die Münzprägung und den Salzabbau sehr bekannt. Nach guten zwei Stunden gab es ein kühles Weizen bei dem ehemaligen Kloster St. Magdalena. Im Anschluss ging es weiter bergab nach Absam und Hall. Dort habe ich meinen Proviant und Bargeldreserven aufgefüllt. Im Anschluss haben Tali und ich uns bei einem Kaffee und Eis gestärkt, bevor es weiter Richtung Glungezer Hütte ging.

Aus 17 wird 32

Ja richtig gehört. Wir waren so bescheuert und sind durch ganz Hall bis kurz vor Tulfes gelaufen. Berg auf Berg ab, durch Wälder und Wiesen. Kurz vor der Talstation hat uns noch ein netter Mann mit seinem Sprinter mitgenommen, um noch rechtzeitig die letzte Gondel zu erreichen. Wir müssten die Gondel nehmen, da ein Gewitter über uns herbei zog und der letzte Abschnitt doch zu lange gedauert hätte. Baustelle zwischen Mittelstation und Bergstation. Wir sind also auch nur bis zur Mittelstation gefahren und den Rest zu Fuß maschiert. Insgesamt war ich über 11 Stunden unterwegs – 8h reine Gehzeit. Es wurde frischer und ich spürte den Regen in der Luft. Ein Blick zurück ins Karwendel zeigte mir die Regengüsse, die dort runter gingen – Wir sind schneller als das Gewitter. Und so sind wir weiter bergauf und es gab kein Ende. Doch nach 32km und über 3000hm sind wir endlich angekommen. Der Wirt hat auf uns schon gewartet – ich hab Mittag angerufen, dass wir erst in Hall waren. Seine Antwort war simple: Beeilt euch, bevor das Gewitter euch erwischt. Und als wir ankamen, sind wir gerade noch rechtzeitig fürs Abendessen gekommen. Sie wollten schon alles schließen. Wir haben uns für eine Halbpension entschieden und haben noch ein drei Gänge Abendessen bekommen: Linsensuppe, Kasslerfleich, Beerensahnequark.
Da das haus ziemlich voll war sind Lena, Tali Und ich in die Biwackhütte ausquartiert. Die Sonne brannte den ganzen Tag auf diese Hütte und so war es innen auch tropisch warm. Das gute ist, so können unsere Klamotten wieder trocknen. Duschen Fehlanzeige – Katzenwäsche im Waschbecken. Um den schweren Tag zu Beenden gab’s aus Gastfreundschaft noch keinen guten Schnaps und ich trank das ein oder andere Weizen für einen guten Schlaf.

Tag 6: Karwendelhaus – Hallaranger Alm (10.08.2020)

Meine erste Nacht in einem großen Lager. Für mich heißt es daher früh aufstehen und noch ohne viel Geschnatter vom Karwendelhaus loszulaufen. Um 6:10 Uhr geht’s los in Richtung Birkakkspitze. Es geht über das Schlauchkar und den Schauchkarsattel hinauf zur Birkakkschutzhütte. Dort habe ich meinen schweren Rucksack deponiert um den Aufstieg, mit Klettereinheiten, zur Birkakkspitze zu erleichtern. Nach gut 20 Minuten bin ich oben angekommen. Der höchste Gipfel im Karwendelgebirge. Der Ausblick war atemberaubend – sogar den Olperer habe ich gesehen, dort wird es mich die nächsten Tage verschlafen. Dort oben kann man den ganzen Tag verbringen und in alle Himmelsrichtungen sehen. Doch wie so oft steht mir noch ein langer Abstieg bevor. Heute geht es zur Hallerranger Alm – mein Quartier für heute Nacht. Der Abstieg ins Tal war sehr schwer. Es ging über Geröll und viele Klettereinheiten. Ein Glück, dass letztes Jahr der Bergführer Benno mir so viele Tipps und Tricks für solche Etappen gegeben hat. Ich bin teilweise im Eilschritt durchs Geröll nach unten „gerutscht“. Nach insgesamt 5h Gehzeit bin ich an der Kastenalm angekommen – endlich Brotzeit! Im Anschluss gab es eine Siesta am Lafatscherbach. Das Bachrauschen tut für den Mittagsschlaf sehr gut. Außerdem habe ich Lena wieder an der Alm getroffen. So sind wir gemeinsam das letzte Stück zur Hallaranger Alm gelaufen. Am Abend gab es für mich noch ein deftiges Wiener Schnitzel und das ein oder andere Bierchen für einen ruhigen Schlaf im Lager. Am Abend zog das erste Berggewitter über uns her. Es regnet, donnert und blitzt. Hoffentlich wird morgen wieder ein sonniger Tag.

Tag 5: Vorderriß – Karwendelhaus (09.08.2020)

Ursprünglich wollte ich bereits gegen 6:00 Uhr aufbrechen. Doch Uli und Lena haben mich überredet mit ihnen zu frühstücken. Bei gemütlicher Runde sind wir dann gemeinsam um 8:50 Uhr gestartet. Nach 11 km – Teils Forststraße und Teerstraße – sind wir in Hinderriss im Gasthof Post zu einer Trinkpause eingekehrt. Im Anschluss geht es Bergauf zum Karwendelhaus. Bei Sommerhitze sind wir gemeinsam die Forststraße und teils den Wanderweg bis zu einer saftgrünen Wiese aufgestiegen (21km, 4:35h). Dort passt eine Sennerin auf ihrer Kühe auf und wir suchten uns einen schönen Schattenplatz für eine längere Mittagspause (15:35 Uhr). Nach der Rast geht’s steil bergauf im Eiltempo um noch einen Schlafplatz zu ergattern. Um 18 Uhr sind wir dann angekommen. Wie es der Zufall möchte hat Lena – gestern im Gasthof kennengelernt – doppelt gebucht und ich haben einen bekommen. Gleich zwei Abendessen – Bergsteigeressen (Gulaschsuppe/Wienerle statt Gulasch) und Veganes Curry – und eine Sachertorte hab ich mir gegönnt.

Tag 4: Benediktenwand – Vorderriß (08.08.2020)

Eine wilde Nacht in den Bergen. Meine erste Übernachtung unter freien Himmel auf über 1800m. Der Nachthimmel war komplett klar und ich konnte die Sterne sehen. Sogar eine Sternschnuppe konnte ich beobachten. Gefühlt bin ich sehr oft aufgewacht und sah nach dem Rechten. Als ich gegen 4:50 Uhr bin ich erneut aufgewacht und machte, wie immer, meinen Rundblick. Nach vorne, nach rechts, nach hinten. Alles in Ordnung. Es war nichts im Krummholz zu sehen. Als ich mich nach links drehte und nach oben sah bin ich etwas erschrocken. Ich erblickte oberhalb des Gesteins die Gehörne eines Steinbocks.

Somit war für mich meine Nacht zu Ende. Das hat für mich sogar gepasst, denn so habe ich in Ruhe meine sieben Sachen zusammenpacken können, bevor um 6 Uhr der Sonnenaufgang los ging.

Während ich meine Sachen zusammenlegte hörte ich hinter mir ein getrampel und ein lautes Schnaufel. Als ich mich umdrehte stand der Steinbock nicht weit von mir entfernt. Nur noch ein Steinbrocken war zwischen uns beiden. Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf. Er wurde lauter und kam vorsichtig näher. Was will denn diese Gestalt an meinem Futterplatz, dachte sich der Steinbock. Ich dachte mir nur, hoffentlich greift er mich jetzt nicht an und stoßt mich der nahe gelegenen Klippe hinunter.

»Servus Broudi!«
Tiefer Schnaufer
»Ich packe jetzt meine Sachen und du kannst danach in Ruhe hier knappern.«

Er kommt noch zwei Schritte heran und macht einen lauten Schnaufer. Ich machte mein Licht an. Ich wollte ihn zwar nicht erschrecken aber das Licht hat in abgeschreckt und so drehte er sich um und zischte davon.

Steinbock – Benediktenwand

Nun hieß es noch eine Stunde warten, bis der Sonnenaufgang beginnt. So nah mit der Natur und der morgendliche Ausblick zur Zugspitze, übers Karwendelgebirge, sogar zum Starnberger See und Walchensee war eine Übernachtung wert. Ich könnte Stunden dort oben verbringen, doch leider wartet mein nächstes Ziel in Vorderriß. Deshalb packte ich, nach dem Sonnenaufgang, meine Sachen zusammen und begab mich auf einen ganzen Tag nur bergab. Meine Energiereserven gingen langsam zu Ende. Doch nach den Jachenauer Wasserfälle – wunderschöne Ecken zum Baden – kam ich auf der Lainl Alm an (10:00 Uhr) und habe mich mit einer kräftigen Brotzeit gestärkt. Erneut eine gesellige Unterhaltung mit der Sennerin gehabt und über den Traumpfad gesprochen. Sie wünschte mir viel Erfolg und so verabschiedete ich mich. Bis nach Jachenau – den kleinsten Dorf mit eigener Gemeinde – ging es meist durch Wälder. In Jachenau angekommen, habe ich meine Trinkreserven im Dorfladen aufgefüllt. Im Anschluss ging es über Wiesen und Felder hinauf zum Rißsattel. Oben angekommen gibt es für mich einen fantastischen Ausblick auf das Rißtal – meine morgige Etappe. Bis nach Vorderieß ging es im Zickzack bergab zum Gasthof Post. Im Lager hab ich Fabian – einen Schweizer – kennen gelernt. Er läuft seinen eigenen Traumpfad und hat bereits gute 1200km hinter sich. Sein Startpunkt war Dresden und ging bereits über Tschechien, Slowakei, Österreich. Sein Ziel ist am Ende sein Zuhause. Unglaublich wie er das meistert. Mein größter Respekt! Um 20 Uhr kamen noch zwei Traumpfad-Wanderer an – Lena und Uli. Zusammen haben wir bei einem Bier an der Isar die Füße hinein gehalten und den Tag ausklingen lassen.

Tag 3: Bad Tölz – Benediktenwand (07.08.2020)

Frisch gestärkt mit einem herzhaften Frühstück und guter Unterhaltung geht es von Bad Tölz zu meiner ersten Gipfelbesteigung. Am Ende waren es sogar drei Gipfel. Aber der Reihe nach…

Fußgängerzone Bad Tölz
Bad Tölz am Morgen ohne den ganzen Menschentrubel

Gegen 6:50 verabschiede ich mich von der Chefin und laufe durch das verlassene Bad Tölz hinüber zum Isarufer.

Die Isar begleitet mich bis nach Lenggries. Nach 2:30h bin ich bereits in Lenggries angekommen. Für mich heißt es alles zu Fuß. Daher geht es vorbei an der Seilbahn hinauf zum Brauneck.

Brauneck Gipfel – 1.555 m

Bei sommerlichen Temperaturen mache ich eine Rast am ersten Bergsee und springe hinein um mich abzukühlen. Dann geht es flott nach oben um nach 17km in 4:06h bereits an meinem ersten Gipfel anzukommen – Das Brauneck.

Da meine Wasserreserven bereits verbraucht sind, gehe ich nochmals zurück zur Brauneck Hütte um nach Trinken zu Fragen. Für wenig Geld haben sie meine Trinkflasche aufgefüllt. Diese sollte bis zur Tutzinger Hütte ausreichen. Auf dem Weg zur Tutzinger Hütte bin ich noch über den Latschenkopf Gipfel und den Achsenköpfen gelaufen. Als ich an der Tutzinger Hütte ankam, ist mir zu Ohren gekommen, dass der Westgrad zur Benediktenwand gesperrt ist und das meine Planung für den Sonnenaufgang komplett zerstörte. Daher entschied ich mich nach meiner Stärkung nochmals zurück und über dem Obstgrad hinauf zur Benediktenwand zu gehen. Meine erste Gipfelübernachtung.

Biwakieren auf der Benediktenwand

Tag 2: Wolfratshausen – Bad Tölz (06.08.2020)

Frisch geduscht ging es heute von Wolfratshausen nach Bad Tölz. Mit frischen 10 Grad am Morgen marschierte ich zu Beginn auf der Teerstraße in Richtung Geretsried. Morgenspazierer wünschten mir viel Glück auf meiner Reise nach Venedig und ich ging vom Bäcker aus gestärkt weiter in Richtung Alpenvorland. Nach einiger Zeit bin ich am Isarufer entlang gegangen. Leider konnte ich nicht ganz so nah ans Ufer wie ursprünglich geplant, da die Isar weiterhin einen hohen Wasserstand hat.

Nach 10 km und guten zwei Stunden bin ich in Geretsried angekommen. Dort hat mich zuerst ein Jogger begleitet und wir unterhielten uns über den Traumpfad. In dieser Zeit stürmte die erste Traumpfadwanderin an mir vorbei. Wow – dieses Tempo – dachte ich mir, könnte ich niemals halten. Vielleicht bricht sie später ein und ich erreiche sie noch um mit ihr zu plaudern. Als ich an einer Einöde ankam, hab ich sie fasst eingeholt. Der Weg war komplett überflutet. Sie stieg barfuß durchs Wasser. Ich hab mir gedacht so tief wird es schon nicht sein und meine Schuhe sind doch wasserdicht. Also bin ich vorsichtig am Rand gegangen und habe mich am Zaun festgehalten oder an Ästen entlang gehangelt. Schließlich gab es eine Lücke in der Hecke und ich haschte hindurch und bin durch den Wald gelaufen. An einer Erhöhung angekommen habe ich den Ausblick auf die Isar genossen.

Ein älteres Ehepaar erzählte mir die Historie über diesen schönen Fleck und auch das dies der höchste Punkt oberhalb der Isar ist. Mit diesem Plätzchen kann man die besonders facettenreiche Ecke des Königsdorfer Gemeindegebiets entdecken.

Höchster Aussichtpunkt oberhalb der Isar - 550 Meter - Malerwinkel Königsdorf
Höchster Aussichtpunkt oberhalb der Isar – Malerwinkel Königsdorf

Als sie dann kam, haben wir uns unterhalten und sind gemeinsam bis nach Bad Tölz gelaufen – Ihr holländischer Dialekt ist umwerfend. Leider war dies nicht das einzige Wasserhindernis, welches wir überwunden haben. Ich habe versucht über den Wald die überfluteten Wiesen und Wege zu umgehen, doch einmal bin ich Schuhtief in die rote Pfutze eingesunken. Zum Glück war ich schnell wieder draußen und es ist kaum Wasser in den Schuh hinein gelaufen. Als der nächste Abschnitt auch überflutet war, haben wir uns für einen erneuten Umweg entschieden und sind auf der Teerstraße über Lochen, Rimslrain und Prösteln gegangen. Auf einer Erhöhung haben wir die ersten Bergspitzen gesehen und den morgigen Weg übers Brauneck – Der Himmel war so blau und wolkenfrei, dass wir sogar im Westen den Herzogstand und dahinter das Zugspitzmassiv entdeckt haben.

Die letzten Kilometer ging es über entlang der Isar nach Bad Tölz und so sind wir nach 27km – 6h – am Marktplatz angekommen. Dort trennte sich unser Weg. Ich machte mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich fragte in Hotels, rief verschiedene Gästehäuser an. Doch alle sind ausgebucht oder überteuert. Da es erst 14 Uhr war bin ich an die Tourist Information gegangen und sie halfen mir bei der Suche. So bin ich auf die Familie Zantl und ihren Gasthof gekommen. Das Haus hat Tradition – Seit 1737 bereits im Familienbesitz und seither bewirtet. Die älteste Tochter Maria Zantl-Morlock führt seit 1971 den Gasthof. Sie erzählte mir die Chronik der Familie und mit ihrem Mann unterhielt ich mich auch sehr lange. Ich finde die Nähe zu einheimischen sehr toll und interessant – Ganz anders als die „Luxus“-Hotels in ganz Bad Tölz. Der Gasthof wurde seither öfters renoviert und modernisiert, doch das Eigenständige, Ursprüngliche ist erhalten geblieben – Vorallem die sprichwörtliche bayrische Gastfreundlichkeit.

Tag 1: München – Wolfratshausen (05.08.2020)

Thomas auf dem Marienplatz in München - Auf dem Traumpfad von München nach Venedig
Gut gelaunt am Marienplatz

Heute morgen – pünktlich um 8 Uhr – ging es am Marienplatz los. Jonas begleitete mich die erste Teilstrecke. Nach kurzer Zeit sind wir am Deutschen Museum vorbei auf dem Weg Richtung Wolfratshausen. Da es die letzten Tage in und um München sehr stark geregnet hat, haben wir eine etwas andere Route gewählt. Kurz vor dem Kloster Schäftlarn trat Jonas die Rückreise an.

Kloster Schäftlarn
Kloster Schäftlarn

Nach guten 5 Stunden – 24 km – bin ich bereits am Kloster zu einer Mittagspause eingetroffen. Kurz im Klostergarten relaxen, bevor es in die Wirtschaft ging. Als ich eintrat kam die Chefin direkt auf mich zu. Sie war supernett und hat mich direkt als Pilger erkannt. Kaum zu übersehen mit dem riesigen Rucksack.

»Hallo junger Pilger. Du siehst hungrig und durstig aus. Komm‘ setz dich hier her. Ich bringe dir etwas zum Trinken.«
»Das ist sehr nett von Ihnen. Meine Wasserflasche ist bereits leer. Es ist heute sehr warm.«

Ich stellte meinen Rucksack neben meinen Stuhl und setzte mich in der Wirtstube an den leeren Stammtisch. Sichtlich erschöpft durchstöberte ich die Speißekarte. Nachdem Sie mir ein Glas Wasser brachte, habe ich eine Knödelsuppe und ein kühles Radler bestellt.

»Läufst du den Jakobsweg oder bist du auf den Weg nach Venedig?«
»Wie – hier verläuft der Jakobsweg?«
»Ja sicher. Hier verläuft ein Teil des Jakobsweg.«
»Das war mir gar nicht bewusst – Wie schön dass ich bereits heute einen Teil des Jakobsweg laufe, aber mein Weg führt am Ende nach Vendig.«
Als ich dies erzählte fing zu schmunzeln an. So unterhielten wir uns noch etwas länger bis ich mit dem Essen fertig war. Dann wurde es aber Zeit aufzubrechen. Bei wolkenfreien Himmel ging es Nachmittag auf die Zielgerade – nur noch 10 km. Kurz nach Schäftlarn bin ich direkt am Isarwerkkanal entlang bis zum Ickinger Wehr gelaufen. Die Sonne brannte ziemlich runter und es gab kaum Schatten. Nach dem Wehr bin ich durch Wälder gestreift. Hier habe ich die letzten Regentage komplett gemerkt. Durch Matsch und Pfützen stiefelte ich vor mir hin. Ab und zu zeigte sich die Isar zwischen den freien Baumlücken. Doch hören konnte ich sie die ganze Zeit. Sie machte ihren zweiten Namen alle Ehre – Die Wilde – Und so sah sie auch aus.

Ickinger Wehr

Am Ende bin ich der Zielgeraden der ersten Etappe entgegen gesprintet und hab mir eine Unterkunft gesucht. Wanderschuhe aus und eine kalte Dusche. Danach noch kurz durch die Straßen geschlendert und eine Kleinigkeit gegessen.

Tag 0: Anreise nach München

…und los geht das Abenteuer. Heute (04.08.2020) startet meine Reise nach München. Es geht um 15:25 mit dem BlaBlaBus von Nürnberg nach München. Dort treffe ich meinen früheren Schulfreund Jonas. Vom ZOB ging es durch die Innenstadt über den Marienplatz – mein morgiger Startpunkt – bis zur Studentenstadt. Natürlich zu Fuß. 8 km werden es morgen mehr sein bis nach Wolfratshausen.

 

Eine Antwort

  1. Micha sagt:

    Hallo Thomas, dein Blog hat mich erinnert auf meinem Traumpfad, tolle Leistung und wundeschene Tagesberichte, wir haben auch ziemlich zügig gewesen beim dem Weg nach Venedig aber, wenn ich das zweite Mal mache, mache ich das gemütlich (wenn das Wetter zulässt) dann sehe ich alles was ich erstes Mal verpasst habe 🙂
    Schöne Grüße aus München!

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